Portland (Oregon) ist eine der liberalen Städte im Nordwesten der USA und mit mit seinen etwa 600.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt in der Region Pazifischer Nordwesten. Anders als viele andere Städte in den USA blüht Portland auf – überwiegend junge Menschen ziehen hierher. Denn Portland ist bekannt für sein pulsierendes Nachtleben. In Downtown Portland reihen sich Stripclubs an Museen und Kneipen. Unterschiedliche Subkulturen sind fest im Stadtbild verankert und verfügen über verzweigte Strukturen. Der öffentliche Nahverkehr ist umweltfreundlich und gut ausgebaut, was keine Selbstverständlichkeit ist in den USA. Es gibt ein Straßenbahnnetz, Radwege und den International Airport Portland.
Am Fuß des Flughafens Portland liegt die 82nd Avenue of the Roses. Sie ist mit ca. 18km eine der längsten Straßen Portlands und führt durch das gesamte östliche Stadtgebiet hin zu den südlichen Randbezirken der Stadt. Die grüne, blaue und rote Bahnlinien halten an der NE 82nd Ave MAX Station und am anderen Ende beginnt der Cascade Highway, der zur Innenstadt oder aus Portland heraus führt.
Entgegen des Namens wachsen hier nur wenige Rosen. Unweigerlich stechen einem Tankstellen, Fast-Food-Ketten, Bordelle, mal mehr, mal weniger schäbige Bars, Motels, Gebrauchtwagenhändler, Liquor Stores und Marihuanaläden ins Auge.
Man sieht viele Obdachlose, die Einkaufswagen mit ihrem Hab und Gut durch die Straße fahren, Menschen, die zur Arbeit hetzten oder keine Arbeit haben, und Jugendliche, die auf ihre Zukunft warten.
Wer in der 82nd Street aufwächst, lernt verschiedene Facetten des Lebens kennen: Armut, Obdachlosigkeit, Drogenmissbrauch, aber auch Hilfsbereitschaft, Menschlichkeit und das Wissen, dass es besser geht. Dass es ein anderes Leben gibt. Alles davon ist real und direkt vor den eigenen Augen.
Wer sollte hierbleiben wollen? Sportarten wie Skateboarding, Football und BMX sind weit verbreitet. Vielleicht die einzige Hoffnung auf ein besseres Leben, sei diese auch noch so klein.
Es ist nicht das Leben, das man sich wünscht, sofern man davon sprechen kann, aber eben das, was man bekommt.
Die Menschen verstehen das, und sie sehen, was vor ihrer Haustür passiert. Die meisten hier haben einen Verwandten oder Bekannten, der es nicht geschafft hat, den Widrigkeiten zu trotzen,
der zerbrochen ist an den Herausforderungen, den Versprechen, und am Leben selbst. Die Menschen sind nicht dumm oder haben von heute auf morgen ihren Anstand verloren, aber man scheint müde. Der Druck wächst, sich zu behaupten, zu bestehen und viel tiefer geht es nicht. Vergehen so die Ideale der Jugend? Überleben ist kein Leben.
Es liegt etwas in der 82nd Avenue. Der Geruch von verwehtem Aufbruch. Von Veränderung und vergangener Hoffnung. Von dem Warten auf Wandel und einer Wandlung, die spurlos vorübergezogen ist.
Am 29.04.2018 startete ein Konvoi auf den Weg in den südlichenBalkan, beladen mit Hilfsgütern, medizinischen Geräten, Materialen für Schulen und Krankenhäusern. Freiwillige organisieren einmal im Jahr einen humanitären Hilfstransporter, bestehend aus 19 40-Tonnen LKW’s, in verschiedene Gegenden in Europa.
Das ehemalige Jugoslawien stand 2018 bei der zweiwöchigen Tour auf dem Programm, das unter dem Motto “Solidarity and Integration in Europe“ steht. Unterstützt von den “Bikers of Europe“ – einem Zusammenschluss von diversen Motorradclubs in Europa – die vor Ort Logistik liefern, Schlafplätze organisieren und helfen, die LKW’s zu entladen.
Insgesamt wurden 6400km zurück gelegt, 7 Länder durchquert und in 4 Städten ausgewählte Ziele beliefert. Tuzla, Gorazde, Prizren und Ohrid.
Die Ukraine ist seit 2014 in eine kriegerische Auseinandersetzung mit Russland verwickelt. Der Konflikt hat schätzungsweise 13.000 Menschen (Soldaten und Zivilisten) das Leben gekostet.
Als ich in der Ukraine ankam, war ich in erster Linie überrascht, wie wenig präsent der Krieg zu sein scheint. In der Hauptstadt Kiew und der Hafenstadt Odessa erinnert auf den ersten Blick nichts an ein Land im Kriegszustand. Die Flaniermeilen bieten einen Anblick wie in jeder europäischen Stadt – die Menschen scheinen sorglos in den Tag zu leben und an fast jeder Ecke singen Straßenmusiker ihre Lieder.
Und trotzdem, vielleicht gerade aufgrund der Alltäglichkeit, ist der Konflikt sichtbar. Immer wieder begegnen einem Uniformierte. Denkmäler und Bilder, die an die Opfer erinnern, säumen die öffentlichen Plätze. Nach und nach wird bewusst, dass bei jedem Blick in die Zeitung, bei jedem Telefonat und bei den alltäglichen Momenten der Krieg im Hintergrund mitschwingt.
©2024 Michael Braunschädel